Interview
Auch mit künstlicher Pumpe: Herzpatienten sollten trainieren
Wer an einer Herzschwäche leidet, bei dem wird schnell die Luft knapp. Doch auch diese Patienten ziehen aus körperlicher Aktivität einen Nutzen, sagt Prof. Martin Halle vom DZHK-Standort München.
Redaktion DZG | Philipp Grätzel von Grätz
Patienten mit Herzschwäche wird empfohlen, sich sportlich zu betätigen. Was heißt das genau?
Diese Patienten sollten sich möglichst täglich moderat belasten. Wie viel das im Einzelfall ist, hängt vom Patienten und dessen Beschwerden ab. Bei manchen ist es schon ein Erfolg, wenn es gelingt, täglich spazieren zu gehen. Andere Patienten, vor allem in früheren Krankheitsstadien, schaffen auch mehr.
Je mehr, desto besser?
Jein. Es gab eine Zeit lang die Hypothese, dass Herzpatienten von einem intensiven Training mehr profitieren als von einer nur moderaten körperlichen Bewegung. Das scheint nicht zu stimmen. Es gibt aktuell eine EU-Studie bei systolischer Herzschwäche sowie eine große deutsche Studie, die sich auf die diastolische Herzschwäche konzentriert und an der mehrere DZHK-Zentren beteiligt sind. Diastolische Herzschwäche nimmt im Moment stark zu, weil sie mit Bluthochdruck, Übergewicht und Typ-2-Diabetes in Zusammenhang steht. Die Ergebnisse liegen noch nicht vor, aber was wir schon sagen können ist, dass die Effekte von moderatem Training und Intervalltraining ähnlich sind. Entscheidend ist nicht, dass die Patienten bis zur Leistungsgrenze gehen, sondern dass sie möglichst täglich und langfristig aktiv sind.
Wie genau profitieren die Patienten davon?
Sie werden auf jeden Fall deutlich besser belastbar. Darüber hinaus nimmt man an, dass ihre Lebensqualität steigt, dass sie weniger Komplikationen entwickeln und vielleicht sogar länger leben. Bewiesen ist das noch nicht. Aber wir haben Grund zu Optimismus.
Auch bei den wirklich schwer kranken Patienten?
Auch bei denen. Eine spannende DZHK-Studie, die Ex-VAD-DZHK11-Studie, untersucht derzeit unter der Leitung von Prof. Frank Edelmann von der Charité Berlin und uns den Nutzen eines Trainingsprogramms bei Patienten mit linksventrikulärem Assist-Devices (LVAD). Sie ist ein Beispiel dafür, wie Studien von der Zusammenarbeit mehrerer DZHK-Standorte profitieren können. LVAD sind künstliche Herzpumpen bei Menschen, die auf der Warteliste für eine Herztransplantation stehen. Auch hier denken wir, dass wir durch ein, natürlich angepasstes, Training nicht nur Belastbarkeit und Lebensqualität, sondern auch die langfristigen Aussichten verbessern können – bis hin zum Überleben auf der Transplantationsliste.