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Maria J.G.T. Vehreschild
Maria J.G.T. Vehreschild verkörpert wie kaum eine andere den Prototyp des „Clinician Scientist". Sie leitet im Alter von nur 39 Jahren die Infektiologie am Universitätsklinikum Frankfurt, im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) koordiniert sie den Forschungsbereich zu Krankenhausinfektionen und multiresistenten Bakterien.
Mikrobiota-basierte Therapie gegen multiresistente Bakterien
„Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich als Frau in der Medizin doppelt so hart arbeiten muss, um meine Ziele zu erreichen", erklärt Maria Vehreschild. „So hatte mein Vater es mir geraten und das hat wohl meinen Weg geprägt." Die Medizinerin hat sich ganz der Infektiologie verschrieben. Ein Thema beschäftigt sie derzeit besonders: die Prävention und Therapie von Infektionen, die durch multiresistente Bakterien verursacht werden.
In Hamburg aufgewachsen, ging Maria Vehreschild während ihres Medizinstudiums in Berlin für jeweils längere Zeit nach Frankreich und Brasilien. Ihre Promotion schloss sie an der TU München ab und durchlief anschließend in Köln die Ausbildung zur Fachärztin. „Ich bin ein Workaholic", gibt Maria Vehreschild zu. „Aber mit den Kindern habe ich mich zum Glück ein wenig ändern müssen", erzählt die zweifache Mutter. Dass sie ihren Weg mit Familie dennoch unbeirrt fortsetzen konnte, habe sie auch dem DZIF zu verdanken: „Zwei Maternity-Leave-Stipendien haben es mir ermöglicht, nach der Geburt wieder einzusteigen. Als Ärztin und als Wissenschaftlerin. Das war ganz entscheidend."
Im DZIF arbeitet Maria Vehreschild daran, die Folgen der Ausbreitung von multiresistenten Bakterien einzudämmen. Die Vernetzung innerhalb des Zentrums ist für sie extrem wichtig gewesen, um Kooperationspartner für ihr Forschungsvorhaben zu finden. „Mich interessiert vor allem, wie der Mensch verhindern kann, dass gefährliche Bakterien, die man sich gerade in Kliniken schnell zuziehen kann, eine Infektion auslösen", erklärt sie. Das Schlüsselwort heißt Mikrobiota – die Vielzahl an Mikroorganismen im Darm, in Lunge und Harnwegen des Menschen und ihr Einfluss auf die Pathogene.
„Es geht darum, die pathogenen Bakterien durch andere Bakterien gezielt zu verdrängen beziehungsweise ihnen gar nicht erst einen Lebensraum einzuräumen." Mit der Übertragung von Bakterien aus dem Stuhl gesunder Spender, einem sogenannten Mikrobiota-Transfer, kann sie Durchfallpatienten erfolgreich behandeln und Rückfälle vermeiden. „Diese Sekundärprävention zeigt bereits, dass das Konzept grundsätzlich funktionieren kann", ist sich Vehreschild sicher. Ihr Ziel hat die junge Wissenschaftlerin und Ärztin klar vor Augen: „Ich will eine Mikrobiota-basierte Therapie entwickeln, die die Gesundheit vieler Menschen verbessert."
Ahmad Aziz
Der Neurologe, Epidemiologe und Datenwissenschaftler Ahmad Aziz ist Experte für „Big Data" in der medizinischen Forschung. Er beschäftigt sich am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) mit dem Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Erkrankungen des Gehirns wie Demenz und Parkinson.
Wie schützt körperliche Aktivität vor Demenz und Parkinson?
Die Beziehung zwischen Gehirn und körperlicher Bewegung ist es, die den Neurologen, Epidemiologen und Datenwissenschaftler Ahmad Aziz in seiner Arbeit besonders fasziniert: „Denn einerseits gehen viele Erkrankungen des Gehirns mit Bewegungsstörungen einher. Andererseits ist körperliche Aktivität für die Gesundheit des Gehirns von Vorteil", erklärt der 37-Jährige. „Kurz gesagt: Körperliche Aktivität ist wichtig für den Kopf und umgekehrt."
Aziz kam nach Studium und Forschungstätigkeiten in Großbritannien und den Niederlanden im Jahr 2018 zum DZNE. Dort setzt er nun vor allem auf die Auswertung von Daten, welche aus den umfangreichen Studien des Zentrums mit vielen Tausend Teilnehmern gewonnen werden können: „Die Analyse dieser ‚Big Data' wird uns neue Einblicke geben, wie das Gehirn körperliche Bewegungen steuert und auch wie sich körperliche Aktivität auf das Gehirn auswirkt", so Aziz.
Der klinische Forscher gehört dem Team der Rheinland Studie an, für die er ein sogenanntes Motion-Capture-System implementiert hat: Es erfasst mithilfe spezieller Sensoren sehr genau die Bewegung des gesamten Körpers. Diese Bewegungsdaten werden mit Daten aus der Hirnbildgebung und aus anderen Quellen wie der Genanalyse sowie mit klinischen Informationen kombiniert, um Wechselbeziehungen aufzudecken. Spezielle Mutationen des Erbguts, sogenannte Tandem-Repeats, stehen dabei besonders im Fokus: Derlei Wiederholungen in der Abfolge der DNA-Bausteine führen bekanntermaßen zu einer Reihe erblich bedingter Bewegungsstörungen wie Chorea Huntington.
„Wir möchten verstehen, wie Gehirn und körperliche Bewegung zusammenhängen, und diese Beziehung am Computer modellieren", erklärt Ahmad Aziz. „Und zwar von der molekularen Ebene bis hin zur Bewegung des gesamten Körpers." Sein Team und er erhoffen sich neue Ansätze zur Prävention von Alzheimer, Parkinson und anderer neurodegenerativer Erkrankungen: „Diese Erkrankungen werden angesichts zunehmender Lebenserwartung immer häufiger. Mit meiner Arbeit möchte ich einen Beitrag für effektive Gegenmaßnahmen leisten."