DIE KOMPLEXE INTERAKTION ZWISCHEN VIREN UND WIRTSZELLEN VERSTEHEN
Während ihrer Doktorarbeit zum Hepatitis-E-Virus an der Ruhr Universität Bochum, die Toni Luise Meister 2021 abschloss, war sie, wie sie sagt, „zur rechten Zeit am rechten Ort“: Das dortige dynamische Forschungsumfeld ermöglichte es ihr, gleich zu Beginn der COVID-Pandemie in die Forschung zu SARS-CoV-2 einzusteigen und in der Folge breite Erfahrungen mit einer Vielzahl unterschiedlicher Viren zu sammeln. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Bochumer Virologinnen und Virologen und anderen Kooperationspartnern im DZIF-Netzwerk führte sie schließlich zu einer DZIF-geförderten Stelle als Nachwuchsgruppenleiterin im DZIF-Forschungsbereich „Neu auftretende Infektionskrankheiten“ bei Prof. Marylyn M. Addo am Institut für Infektionsforschung und Impfstoffentwicklung (IIRVD) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Seit Oktober 2023 erforscht Toni Luise Meister in ihrem Labor am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin die Interaktion verschiedener Viren und neu entstehender Virusvarianten mit ihren jeweiligen Wirtszellen und -organen.
Forschung an Organoiden
„Ich interessiere mich besonders für die Wechselwirkungen zwischen Viren und Zellen und wie sich diese verändern, wenn neue Virusvarianten entstehen“, sagt sie. Außerdem untersucht sie, welche Strategien Viren anwenden, um sich unbemerkt in den Zellen zu vermehren, sowie die Abwehrmechanismen der Zellen gegen die Virusinfektion. Dazu verwendet sie Organoide – dreidimensionale Zellkomplexe, die aus Stammzellen oder anderem Patientenmaterial gezüchtet werden und sich aus verschiedenen Zelltypen eines menschlichen Organs, beispielsweise der Lunge, zusammensetzen. „Im Gegensatz zu einschichtigen zweidimensionalen Zellkulturen, die aus Krebszellen gezogen und traditionell in der Virusforschung verwendet werden, ermöglichen Organoide, die der menschlichen Physiologie ähnlicher sind, die Untersuchung der komplexen Kommunikation und Interaktion zwischen Viren und verschiedenen Zelltypen“, erklärt Meister.
Spannend an ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin findet Toni Luise Meister, dass sie sich mit neuen, bisher unbekannten Dingen wie neuartigen Erregern oder Mechanismen beschäftigen kann und dass ihre Forschungsergebnisse einen potenziellen Nutzen für die Medizin haben. „Bei meiner Arbeit geht es nicht nur darum, die Mechanismen einer Virusinfektion aufzudecken, sondern die Ergebnisse sollen auch zu einer Anwendung führen. Die Kontakte und die Zusammenarbeit mit vielen Expertinnen und Experten im DZIF-Netzwerk und den Kliniken am UKE unterstützen den ‚From-Bench-to-Bedside‘-Aspekt – also die Translation von Forschungsergebnissen in die Klinik – sehr.“