Auch für die Therapie sind die Wirkungen des Exposoms relevant: „Therapeutisch wird das Wissen um die Rolle der Umwelt dann wichtig, wenn man zum Beispiel feststellt, dass man Herz-Kreislauf-Medikamente in Hitzeperioden anders dosieren sollte“, so Peters. „Der Körper hat Mechanismen, um mit Belastungen umzugehen und stellt beispielsweise die Gefäße weit, um mehr schwitzen zu können und darüber mit der Hitze besser klarzukommen. Dieser Mechanismus funktioniert bei einem gesunden Menschen anders als bei jemandem, der eine Bluthochdruckerkrankung hat. Die entsprechenden Medikamente können auch negative Auswirkungen haben oder gegen die normalen Adaptationsmechanismen des Körpers arbeiten. Hier kann das Wissen um die Umwelteinflüsse also auch direkt zu veränderten Therapieempfehlungen führen.“
Grundsätzlich sei die Forschung zum Exposom überwiegend präventiv angelegt – um beispielsweise Empfehlungen an die Politik zu geben. Auf Basis der wissenschaftlichen Ergebnisse können Grenzwerte angepasst und gesetzliche Regulierungen angestoßen werden. „Vor den Schadstoffen, die wir mit der Luft einatmen, kann ich mich schließlich als einzelne Person kaum schützen, wir sind ihnen alle ausgesetzt“, so die Epidemiologin. Derzeit wird die Luftqualitätsrichtlinie in der Europäischen Union überarbeitet. „Ich denke, es ist wichtig, dass wir darüber einen Diskurs in der Gesellschaft führen. Über die Luftschadstoffe wird weniger laut gesprochen als über den Klimawandel. Aber diese Themen hängen zusammen und die Maßnahmen, die wir im Rahmen der Energiewende ergreifen, sind überwiegend auch dazu geeignet, eine deutliche Veränderung der Luftqualität in Europa herbeizuführen. Wir müssen interdisziplinär zusammenarbeiten und können nur über gesellschaftliche Prozesse wirklich Verbesserungen erreichen. Erfreulich daran ist: Wenn diese Verbesserungen auch politisch gestützt werden, profitieren alle Menschen in der Bevölkerung davon.“