Umweltfaktoren besser verstehen
Liebe Leserin, lieber Leser,
in einer Welt, in der die Interaktion zwischen Mensch, Tier und Umwelt immer komplexer wird, steht die Medizin vor einer Neuausrichtung. Die zunehmenden Antibiotika-Resistenzen, aber auch zuletzt die COVID-19-Pandemie etwa führen uns vor Augen, wie eng Mensch- und Tiergesundheit miteinander verknüpft sind. Die Übertragung von Erregern von Tieren auf Menschen, bekannt als Zoonosen, ist nur ein Aspekt des komplexen Wechselspiels, das unsere Gesundheit beeinflusst.
Die Umweltgesundheit spielt eine ebenso entscheidende Rolle für unser Wohlbefinden. Der „One Health“-Ansatz, den die WHO im Jahr 2022 genauer definierte, verfolgt das Ziel, die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen nachhaltig ins Gleichgewicht zu bringen. Dieser kollektive und vereinende Ansatz fordert uns auf, intersektoral und interdisziplinär zu denken und zu handeln.
DANK NEUER METHODEN KÖNNEN WIR DIESE EINFLÜSSE IMMER GENAUER NACHWEISEN UND DARAUS SCHLÜSSE FÜR DIE GESUNDERHALTUNG DES MENSCHEN ZIEHEN.
Die aktuelle Ausgabe von SYNERGIE rückt das Exposom, also die Gesamtheit aller Umwelteinflüsse, die auf den Menschen einwirken, in den Mittelpunkt. Dank neuer Methoden können wir diese Einflüsse immer genauer nachweisen und daraus Schlüsse für die Gesunderhaltung des Menschen ziehen. Wenn wir konkrete Maßnahmen etwa zur Verringerung der Luftschadstoffe und Hitzeexposition oder sogar der Hitzeentwicklung ableiten wollen, braucht es einen starken politischen und gesellschaftlichen Willen – und gute Wissenschaftskommunikation.
Ein besseres Verständnis der Umweltfaktoren, die unsere Gesundheit beeinflussen, ermöglicht es uns, Krankheiten vorzubeugen, sie möglicherweise sogar zu vermeiden. Als Forscher, Arzt und Vorsitzender des Wissenschaftsrats liegt mir dieser präventive Ansatz besonders am Herzen. Es ist an der Zeit, dass Wissenschaft, Politik und die breitere Öffentlichkeit zusammenarbeiten, um das Bewusstsein zu schärfen, dass die Vermeidung von Krankheiten und die Erhaltung der Gesundheit die besten Chancen sind, um in einer von vielfältigen Veränderungen gekennzeichneten Welt unsere Lebensqualität und Lebenserwartung zu erhalten und zu verbessern.
Erfreulicherweise spielt Prävention in den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung – auch neben der dort bereits gut sichtbaren Krebsprävention – eine zunehmend größere Rolle, die Politik hat die Relevanz erkannt, und auch abseits der großen Bühne laufen zahlreiche Initiativen rund um Gesundheitsprävention. Um dieses Momentum zu nutzen, veranstaltet der Wissenschaftsrat im Mai 2024 ein Symposium, das verschiedene Perspektiven zusammenbringt, mit dem Ziel, auf breiter Front ein Umdenken von der kurativen
zur präventiven Gesundheitsversorgung anzuregen. Erkenntnisse zur Entstehung von Krankheiten etwa durch Umweltfaktoren sind dafür zentral. Diese zu generieren, erfordert einen langen Atem und viele Daten. Die Datenlage wird in den nächsten Jahren deutlich besser werden. Ich freue mich auf die damit möglich werdende Forschung, auch an den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung, für eine bessere Versorgung – und Vorbeugung! – in den großen Volkskrankheiten.
Professor Dr. Wolfgang Wick
Vorsitzender des Wissenschaftsrats
EINE VERNETZTE FORSCHUNG SORGT FÜR DURCHBRÜCHE IM KAMPF GEGEN VOLKSKRANKHEITEN.
DAS STICHWORT LAUTET:
TRANSLATION
Forschung und Wissenschaft sind die Basis für medizinischen Fortschritt, der schon bald das Leben aller verbessern könnte. Daran arbeiten wir mit Begeisterung.