#Kinder- und Jugendgesundheit
EIN GESUNDES LEBEN
VON ANFANG AN
Text: Prof. Jutta Gärtner
Mit dem neuen Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) wird die Forschung im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin nachhaltig gestärkt. Das DZKJ hat im Juni 2024 seine Arbeit aufgenommen – als jüngstes Zentrum im Kreis der Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung.
Kindern und Jugendlichen aller Entwicklungsstufen den bestmöglichen Gesundheitsstandard zu ermöglichen – das ist das Ziel des Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ). „Durch die enge Zusammenarbeit der Expertinnen und Experten im DZKJ kommen die neuesten Forschungsergebnisse direkt und zeitnah den jungen Patientinnen und Patienten zugute", erklärt Professorin Jutta Gärtner, Direktorin der Universitätskinderklinik Göttingen und Sprecherin des Zentrums. Im Kindes- und Jugendalter werden die Weichen für die Gesundheit des gesamten Lebens gestellt.
Frühe Störungen im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter können langanhaltende Auswirkungen auf die Gesundheit, den individuellen Lebensweg sowie auf die gesellschaftliche Integration betroffener Kinder haben. Investitionen in die Kinder- und Jugendgesundheit spielen eine entsprechend wichtige Schlüsselrolle für die zukünftige Gesundheit der Gesellschaft.

IM KINDES- UND JUGENDALTER WERDEN DIE WEICHEN FÜR DIE GESUNDHEIT DES GESAMTEN LEBENS GESTELLT.
Sieben Forschungsbereiche
Die Kinder- und Jugendmedizin umfasst das gesamte Spektrum von Erkrankungen des sich entwickelnden Organismus. Organübergreifende Krankheitsmechanismen und Behandlungsansätze spielen dabei eine zentrale Rolle. Das DZKJ konzentriert sich auf sieben Forschungsbereiche, deren Bandbreite eindrucksvoll zeigt, wie komplex Kinder- und Jugendmedizin ist: Seltene Genetische Erkrankungen; Immunität, Entzündung, Infektion; ZNS-Entwicklung und Neurologische Erkrankungen; Adipositas, Stoffwechsel; Frühe Determinanten von Gesundheit und Krankheit; Psychosoziale Gesundheit, Mentale Gesundheit und Community Medicine. Es werden die zentralen Aspekte häufiger und seltener Erkrankungen erforscht und Strategien für innovative Diagnose- und Therapiemöglichkeiten sowie gezielte Präventionsmethoden entwickelt.
Damit ist das DZKJ in der Lage, die bestehenden Lücken in der Translationskette zu schließen und die Gesundheit und medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen auf höchstem Niveau nachhaltig zu verbessern. Ergänzend zu den Forschungsbereichen werden Plattformen zu Klinischen Studien, Forschungsdatenmanagement und neuen biotechnologischen Methoden, beispielsweise Omics-Technologien, Gen- und Zelltherapien und systemmedizinischen Ansätzen, etabliert. Darüber hinaus sind die weitere Entwicklung einer Plattform für neue Therapien und der Aufbau von deutschlandweiten Kohorten von besonderer Bedeutung.
Nach deutschlandweiter Ausschreibung im Jahr 2020 und internationaler Begutachtung wurden für das DZKJ sieben Standortpartner ausgewählt: Berlin, Göttingen, Greifswald/Rostock, Hamburg, Leipzig/Dresden, München und Ulm. An allen Standorten sind Universitäten, Universitätskliniken und außeruniversitäre Forschungsinstitutionen beteiligt. Vor dem Start in die Projektförderung wurde ein gemeinsames wissenschaftliches Konzept erarbeitet und international begutachtet. Seit Juni 2024 werden die Partner des DZKJ zunächst über eine zweijährige Aufbauförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Höhe von insgesamt 30 Millionen Euro finanziert.

Das DZKJ arbeitet an sieben Standorten in Deutschland.
Brücke zur psychischen Gesundheit
Bei der Erforschung somatischer Erkrankungen darf der psychosoziale Kontext nicht außer Acht gelassen werden. Um dieser ganzheitlichen Sicht auf Gesundheit und Krankheit gerecht zu werden, wird eine gemeinsame Forschungsplattform zwischen dem DZKJ, das den Fokus auf somatische Erkrankungen legt, und dem Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG), das auf psychische Erkrankungen spezialisiert ist, etabliert. Thematische Schwerpunkte sind die risikobasierte Früherkennung sowie die Erforschung individualisierter Präventions- und Interventionsprogramme für psychosoziale und psychische Gesundheitsprobleme von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien.
Die Vorteile einer engen Zusammenarbeit zwischen DZKJ und DZPG liegen im gegenseitigen Austausch über die Ziele, die Methodik und die Durchführung von Studien zur psychischen Gesundheit bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Dadurch werden Vergleiche über die gesamte Lebensspanne und Lebensumgebungen hinweg ermöglicht.
Aktive Beteiligung – Kinder und Jugendliche integrieren
Das DZKJ wird auch ein Programm zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen entwickeln, das Patientinnen und Patienten, Eltern und die Öffentlichkeit – das sogenannte „Patient, Parent, Public Involvement", kurz: PPPI – einbezieht. Die Stimme von Kindern und Jugendlichen soll in die DZKJ-Organisation integriert werden, und zudem sollen junge Patientinnen- und Patientenvertretende dazu befähigt werden, sich direkt in die Planung und Durchführung von Forschungsprojekten einzubringen. Elternvertreterin Anja Bratke und Patientinnen- sowie Patientenvertreter Stephan Kruip erklären dazu: „Wir sehen die Chance, dass sowohl die Forschungsprojekte als auch die betroffenen Kinder und ihre Eltern von dieser neuen Art der Beteiligung profitieren. Kinder und Jugendliche sind oft schon kleine Expertinnen und Experten, was ihre eigene Erkrankung angeht. Sie und ihre Eltern im neu gegründeten DZKJ auf so innovative Weise einzubeziehen, ist ein großer Schritt zur Stärkung der Rechte von Patientinnen und Patienten."