SYNERGIE – Forschen für Gesundheit
Das Magazin der DZG

Newcomer im Porträt

Professor Thomas Bahmer hat sich ganz der Erforschung und Behandlung der Lunge verschrieben. Das DZL unterstützt ihn seit seiner pneumologischen Facharztausbildung dabei.
NEUE THERAPEUTISCHE
ANSÄTZE FINDEN
THOMAS BAHMER
ist Principal Investigator sowohl im DZL als auch im Exzellenzcluster Precision Medicine in Chronic Inflammation der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Dort hat er die Junior-Professur für Klinisch-Experimentelle Pneumologie übernommen.
Die Pneumologie ist für mich das faszinierendste Fachgebiet der Medizin: Dass ich das Ein- und Ausströmen von Atemluft durch Lungenfunktionsmessungen analysieren und die Ergebnisse mit bildgebenden Techniken kombinieren kann, stellt mir ein besonderes Instrumentarium zur Verfügung, um dieses sowohl kräftige als auch filigran gebaute Organ zu untersuchen.
Klinik und Forschung verbinden
Für meine Facharztausbildung kam ich aus Süddeutschland an die LungenClinic Grosshansdorf in Schleswig-Holstein – und somit zum DZL. Als Clinician Scientist konnte ich dort meine Forschungsinteressen entwickeln und gleichzeitig lungenkranke Menschen behandeln. Und ich erhielt die Möglichkeit, mich durch Mentoring und Coaching in der DZL Academy weiterzubilden. Dank der Förderung durch das Netzwerk der DZL-Community konnte ich bald mehr Verantwortung übernehmen und habe mich besonders für den Aufbau des größten eigenständigen DZL-Registerprojekts, der ALLIANCE-Kohorte, engagiert: Wir begleiten an Asthma erkrankte Kinder und Erwachsene im Alter von sechs Monaten bis 86 Jahren gemeinsam an mehreren deutschen Studienzentren und über viele Jahre hinweg. So wollen wir den Krankheitsverlauf besser verstehen und vorhersehen können.

Ich interessiere mich besonders für die Diagnostik der kleinen Atemwege. Meine Hoffnung ist, dass die Kombination unterschiedlicher Analysen in ALLIANCE uns sagt, welche Patientinnen und Patienten wir wie intensiv behandeln müssen und wann eine niedriger dosierte Therapie vielleicht auch gerechtfertigt ist. Erstaunlicherweise verschwinden die Symptome nämlich bei manchen Asthmapatientinnen und -patienten auch ohne therapeutischen Eingriff wieder. Zudem wollen wir mittelfristig neue therapeutische Ansätze finden.
Junior-Professur übernommen
Meine Fähigkeit, komplexe Studienregisterkonzepte zu entwickeln, kann ich in der Corona-Pandemie erneut nutzen. Uns stellen sich ganz neue Fragen, wie: Welche Arten und Schweregrade gibt es von Post-COVID? Und beschleunigt eine Infektion mit dem Coronavirus möglicherweise das Auftreten von Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder Demenz? Wir hoffen, dass wir das alles im Rahmen der COVIDOM-Studie beantworten können. Sie ist Teil des vom BMBF geförderten Nationalen Pandemie-Kohortennetzes (NAPKON). Corona weitet meinen Blick auf andere Organe – die Faszination für die Lunge selbst steht für mich dennoch ungebrochen im Zentrum.
Tiefe
Analysen
MARK E. PEPIN
hat einen Bachelor als Chemieingenieur, einen Master in Biomedizintechnik sowie einen Doktor in Medizin und Philosophie. Seit September 2020 forscht er als Postdoctoral Researcher am DZHK-Standort Heidelberg.
Mark E. Pepin hilft Grundlagenforschenden dabei, Sequenzierungsdaten vollständiger zu nutzen.
Fast jedes biomedizinische Labor nutzt heute modernste Sequenzierungstechnologien. In den Veröffentlichungen, die aus diesen „Omics“-Analysen hervorgehen, wird jedoch in der Regel nur ein kleiner Teil dieser Daten verwendet. Der Rest wird nicht genutzt und bleibt unerforscht. Mein Projekt soll Grundlagenforschenden dabei helfen, diese Daten auszuwerten: Ich baue eine intuitive Online-Schnittstelle auf, die ihnen bei der Analyse ihrer Daten hilft, ohne dass sie selber programmieren können müssen.

Ich komme aus South Carolina in den USA. Nach dem Abschluss meiner medizinischen Doktorarbeit erhielt ich vor zwei Jahren ein Humboldt-Forschungsstipendium und wollte bei Johannes Backs am Institut für Experimentelle Kardiologie der Universität Heidelberg erforschen, wie Herzinsuffizienz und Krebs zusammenhängen. Doch gerade als ich in Deutschland angekommen war, machte das Land wegen der Coronavirus-Pandemie „dicht“ und als Vater von zwei kleinen Kindern war für mich an Laborforschung nicht mehr zu denken. Ich beschloss, meine Ausbildung als Bioinformatiker für ein anderes Projekt zu nutzen: „Intuitive and Standardized Bulk RNA-Sequencing Analysis for the Coding-Naïve Basic Scientist“ soll veröffentlichte „Omics“-Datensätze in die laufende biomedizinische Forschung integrieren. Ich hoffe, am Ende eine Pilotversion zu haben, die anderen Forschenden helfen kann, „alles aus ihren Daten heraus- zuholen“. Im Lockdown-Winter 2020 schrieb ich einen Antrag auf Postdoc-Finanzierung durch das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), der zum Glück bewilligt wurde.
„Wahrscheinlichkeit“ bedeutet nicht „Möglichkeit“
Komplexe Probleme aus dem echten Leben haben mich schon immer fasziniert. Deshalb habe ich Ingenieurwesen und Medizin studiert. Bei menschlichen Krankheiten besteht die Herausforderung darin, jedes Detail in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Die Bioinformatik, die Untersuchung sehr großer biologischer Datensätze, ist ähnlich komplex. Ich liebe Daten – auch wenn sie mein akademisches Scheitern vorausgesagt hätten. Ich wurde in einem ländlichen Teil der Vereinigten Staaten zu Hause unterrichtet, weil die nächste Schule 20 Meilen entfernt war. Meine Mutter hatte keinen Hochschulabschluss und keine Erfahrung im Unterrichten, aber sie tat es trotzdem erfolgreich, bis ich mit 16 Jahren zur Schule fahren konnte. Trotz der Einschränkungen hat meine frühe Ausbildung meinen Weg als Arzt und Wissenschaftler beflügelt und einmal mehr bewiesen, dass „Wahrscheinlichkeit“ nicht „Möglichkeit“ bedeutet.
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