Katus hat ab den späten 1970er-Jahren als einer der ersten Wissenschaftler überhaupt mithilfe radioaktiv markierter Antikörper Eiweiße untersucht, die im Herzmuskel vorkommen, und zwar nur dort. Am Anfang konzentrierten sich die Forscher dabei auf Myosin-Leichtketten: „Mitte der 80er-Jahre haben wir dann erkannt, dass Troponin noch spezifischer ist, und letztlich den Troponin-Test entwickelt, der 1989 patentiert wurde." Weitere zehn Jahre dauerte es, bis alle Studien abgeschlossen waren, die nötig sind, um einen diagnostischen Test in die Klinik zu bringen. Heute ist Troponin in praktisch allen internationalen Leitlinien das labordiagnostische Verfahren der Wahl bei Patienten mit Verdacht auf einen Herzinfarkt. Es ist aus der Notfallmedizin nicht mehr wegzudenken.
Moderne Troponin-Tests liefern mehr als eine ja-nein-Antwort
Über die Jahre hat sich der Troponin-Test weiterentwickelt; er ist vor allem immer empfindlicher geworden. Eine schwedische Studie hat kürzlich gezeigt: Dank der hoch-sensitiven Troponin-Tests („hsTroponin") konnte bei 13 Prozent mehr Patienten mit Brust-schmerz ein Herzinfarkt als Ursache dingfest gemacht werden. „Das sind 13 Prozent mehr Patienten, die wir gezielt behandeln können", betont Katus.
TROPONIN IST HEUTE ALS FLEXIBLE VARIABLE ZU BETRACHTEN.
Die höhere Empfindlichkeit der Tests hat aber noch andere Konsequenzen. Die beiden DZHK-Wissenschaftler Dr. Johannes Neumann und Prof. Dr. Stefan Blankenberg haben gemeinsam mit zahlreichen Herzexperten aus aller Welt die Ergebnisse der COMPASS-MI-Studie veröffentlicht, welche international große Resonanz erfahren hat.