Anders sieht es bei den CAR-T-Zellen aus. Sie sind schon zugelassen für ALL, aggressive Lymphome, für das Mantelzell-Lymphom und das Multiple Myelom. „Unser Zentrum war eines der ersten in Deutschland, das die Produkte klinisch einsetzen durfte“, erzählt Subklewe. Seit 2019 werden hier Patientinnen und Patienten mit CAR-T-Zellen behandelt. Die Immuntherapie ist nur für diejenigen zugelassen, bei denen vorherige Therapien nicht gewirkt haben. „Das Alter spielt dabei keine Rolle“, betont Subklewe. „Wichtig ist, dass die Patientinnen und Patinten körperlich fit genug für die Therapie sind.“ Denn diese erfordert einiges an Kraft. Die Herstellung von CAR-T-Zellen erfolgt außerhalb des Klinikums und dauert bis zu 28 Tagen. Kryokonserviert kommen sie zurück ans Klinikum, um dort per Infusion verabreicht zu werden. Eine milde Chemo bereitet darauf vor. Im Anschluss erfolgt ein 10- bis 14-tägiger Klinikaufenthalt, um bei etwaigen Nebenwirkungen sofort gegensteuern zu können.
CAR-T-Zellen können eine Überreaktion des Immunsystems (Zytokinsturm) oder eine Schädigung des Nervensystems hervorrufen. Doch diese Nebenwirkungen sind inzwischen gut kontrollierbar. „Wir haben über zwei Jahre Erfahrung. Und da wir die Patientinnen und Patienten engmaschig überwachen, können wir unerwünschte Nebenwirkungen immer besser und früher erkennen und gegensteuern“, erklärt Subklewe. Dennoch betont sie, dass auch nach der Entlassung eine engmaschige Betreuung wichtig ist. „Aufgrund von Entzündungsreaktionen und Vorerkrankungen haben viele Patienten noch lange schlechte Blutwerte.“ Und da sie immunsupprimiert sind, steigt die Infektionsgefahr.
Inzwischen können die Forschenden das individuelle Risiko immer besser bestimmen. „Viel hängt von der Tumorlast, Entzündungsreaktionen und dem Allgemeinzustand ab“, erläutert die Ärztin. Ist das Risiko niedrig, käme sogar eine ambulante Behandlung infrage. „Eine Patientin haben wir schon ambulant betreut. Ihr Körper hat wunderbar auf die Therapie angesprochen, ganz ohne Nebenwirkungen.“ In den USA finden an großen Zentren bis zu 50 Prozent der CAR-T-Zell-Behandlungen ambulant statt.
Und wie sieht es mit den bispezifischen Antikörpern aus? „Die Verträglichkeit ist sehr gut. Ein Zytokinsturm tritt äußerst selten auf“, sagt Subklewe. Ein Grund dafür scheint die Verabreichungsmethode zu sein. „Die Betroffenen erhalten die Antikörper subkutan, meistens in drei Dosisstufen, um die Rate und Schwere an Nebenwirkungen zu reduzieren.“