Digitale Tools finden Patientinnen und Patienten
Es fällt nicht immer leicht, ausreichend Probandinnen und Probanden für Studien zu finden – gerade bei seltenen Erkrankungen.
Wenn die Rekrutierung von passenden Patientinnen und Patienten durch IT gestützt wird, ermöglicht das eine schnellere und gezieltere Suche. Dabei unterstützen auch Register, in denen die Daten von Patientinnen und Patienten gesammelt werden. Durch gezielte Auswertung dieser Daten sind teilweise auch Erkenntnisse möglich, ohne dass dazu neue Untersuchungen am Menschen nötig sind.
Seit 2013 sollen die Ergebnisse klinischer Studien öffentlich registriert werden. Wer sie in einer Fachzeitschrift veröffentlichen will, muss dies sogar oftmals tun. Es gibt mehrere große Register, unter anderem das Deutsche Register Klinischer Studien (DRKS), das EU Clinical Trials Register, EudraVigilance oder die Cochrane Library, Clinical Trials.gov.
Eine medizinische Kohorte ist eine Gruppe von Patientinnen und Patienten mit vergleichbaren Symptomen oder anderen Gemeinsamkeiten, die über eine bestimmte Zeitspanne beobachtet werden.
Auch wenn Studien kein klares Ergebnis hervorbringen, helfen sie weiter für die jeweilige Fragestellung. Zudem können durch Meta-Analyse Daten aus mehreren Arbeiten zusammengefasst werden – mit dem Ziel genauerer Aussagen.
Außerdem wird die Verträglichkeit überprüft. In Phase II wird die klinische Wirksamkeit beobachtet und die Dosis wird gegebenenfalls angepasst. An Phase III, die häufig auch von der forschenden Industrie durchgeführt wird, können je nach Erkrankung und Fallzahlplanung bis zu 10.000 Patientinnen und Patienten beteiligt sein: Diese Studien sind wichtig für die Zulassung eines Arzneimittels oder Medizinprodukts durch die regulatorischen Behörden und dessen Verfügbarkeit auf dem Markt, denn sie zeigen, wie wirksam das Mittel oder Produkt ist, ob es unbedenklich und von guter Qualität ist und ob Nutzen und Risiko in gutem Verhältnis stehen.
Die letzte Phase, Nummer IV, ist schließlich meist eine Langzeitbeobachtung: Nach Zulassung des Wirkstoffs wird erfasst, ob seltene Nebenwirkungen auftreten. Alle Phasen einer klinischen Studie müssen vielfältige Qualitätskriterien erfüllen und dies wird kontinuierlich geprüft.
Laut der Initiative „Tierversuche verstehen“ ist in Deutschland noch nie eine Patientin oder ein Patient in einer Phase-I-Studie wegen der Einnahme eines Studienmedikaments gestorben und nur in 0,3 Prozent aller Fälle kam es zu schweren Komplikationen.
Das Design einer Studie kann unterschiedlich aussehen: So wissen beispielsweise bei einer Doppelblindstudie weder die behandelnden Ärzte beziehungsweise Prüfenden noch die teilnehmenden Personen, ob diese das zu testende Medikament erhalten oder eine Alternative – eine herkömmliche Therapie oder ein wirkstofffreies Placebo. Ob man der Versuchs- oder der Kontrollgruppe angehört, wird nach dem Zufallsprinzip ausgewählt – das nennt man auch Randomisierung. Blind- und Doppelblindstudien sollen Verzerrungseffekte vermeiden, die beispielsweise verursacht werden können, wenn einer der Prüfenden – auch unbewusst – die Probandinnen und Probanden beeinflusst. Unverblindet, auch offen genannt, ist eine Studie, bei der alle über die Art der Behandlung Bescheid wissen. Die randomisiert-kontrollierte Studie ist der beste Weg, um die Effekte einer Behandlung zu untersuchen. Dabei werden die Ergebnisse der Versuchsgruppe mit denen der Kontrollgruppe verglichen, sprich: Die Wirkung wird kontrolliert.
Für die Patientinnen und Patienten, die an gut konzipierten Studien teilnehmen, ist laut Ghazaleh Tabatabai wichtig zu wissen, dass für sie durch die Studienteilnahme keine Nachteile entstehen: „Wenn es eine Randomisierung gibt, bekommen die Teilnehmenden die aktuelle, leitliniengerechte Standardtherapie, die sie außerhalb der Studie auch bekommen würden – und durch die Studie erhalten sie potenziell Zugang zu einem neuen Medikament oder Verfahren. Sie bekommen also im Rahmen gut konzipierter Studien die Möglichkeit einer Therapieerweiterung und vor allem die Chance, sehr frühzeitig etwas Neues nutzen zu können.“ Gute Informationen und auch umfassende Aufklärung sind essenziell: „Im ärztlichen Aufklärungsgespräch werden alle Aspekte der Studie sorgfältig und in Ruhe mit Patientinnen und Patienten besprochen, hierbei auch die möglichen Risiken und Nebenwirkungen.“
Placebos sind Scheinmedikamente ohne Wirkstoff. Sie können dennoch eine Wirkung haben, weil die Patientinnen und Patienten nach der Einnahme eine solche Wirkung erwarten und diese genau dadurch auslösen. Alternativ wird die Wirkung auch damit erklärt, dass Arzt oder Ärztin beziehungsweise das Pflegepersonal sich mehr Zeit für eine Behandlung genommen haben: Auch Aufmerksamkeit kann Symptome lindern.
Die Gruppe von Menschen, die an einem Testverfahren in der Medizin teilnimmt, nennt man auch Stichprobe. Sie soll ermöglichen, dass die Ergebnisse der Untersuchungen an ihnen generalisiert werden können. Sprich: Aus einer repräsentativen Stichprobe kann man beispielsweise Rückschlüsse auf die Wirkung eines Medikaments bei vielen oder allen Menschen ziehen.
Fatale Verzerrung: Der Bias
Wenn eine Stichprobe falsch ausgewählt wird, kann das fatale Auswirkungen haben: Dieser systematische Fehler kann fehlerhafte Ergebnisse einer Studie produzieren. Solch einen Fehler in der Datenerhebung nennt man auch Bias.