Wenn sich aus einer gesunden Zelle eine Krebszelle entwickelt, dann liegt das meist an Schäden am Erbgut der Zellen oder Fehlern beim Ablesen der Erbinformation. „Manchmal entstehen diese Schäden zufällig, aber auch der persönliche Lebensstil, Umweltfaktoren und die erbliche Veranlagung können eine Rolle spielen“, sagt Prof. Dr. Florian Greten, Professor für Tumorbiologie im Fachbereich Medizin an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Direktor des Georg-Speyer-Hauses (GSH), Sprecher des LOEWE-Zentrums Frankfurt Cancer Institute (FCI) und Wissenschaftler im DKTK.
Warum aber ein Mensch an Krebs erkrankt und der andere nicht, lässt sich meist nicht mit Sicherheit feststellen. Lebensstilfaktoren, Umwelteinflüsse oder erbliche Faktoren können das Krebsrisiko erhöhen. Auch das Lebensalter spielt eine Rolle – am häufigsten erkranken ältere Menschen. Für alle bösartigen Tumoren gilt: Die Zellen vermehren sich unkontrolliert und wachsen in das gesunde Gewebe hinein. Sie teilen sich, obwohl sie das nicht sollten, sie sterben nicht ab, obwohl sie das sollten, und sie verlassen ihren angestammten Platz. So entsteht ein bösartiger Tumor, der das umliegende Gewebe zerstört und sich auch in andere Körperregionen ausbreiten kann.
„Der Tumor kommuniziert mit seinem Umfeld, erteilt ihm Befehle, alle Zellen interagieren miteinander“, erklärt Prof. Dr. Dr. Melanie Börries, Direktorin des Instituts für Medizinische Bioinformatik und Systemmedizin des Uniklinikums Freiburg und der Freiburger Universität. „Und er will raus – so hat er die Fähigkeit, in das umgebende Bindegewebe einzubrechen und sich an anderer Stelle erneut anzusiedeln.“ Die DKTK-Wissenschaftlerin forscht seit vielen Jahren zum Thema Tumormikroumgebung.
Diese besteht neben den Tumorzellen aus einer ganzen Reihe an Zellen, zum Beispiel Fibroblasten, neuroendokrinen Zellen, Adipozyten, einwandernden Immun- und Entzündungszellen, aus Blut- und Lymphgefäßen sowie der extrazellulären Matrix (siehe Infografik). „Das sind zum Beispiel Zellen, die Blut- und Lymphgefäße bilden, um den Tumor zu versorgen, Zellen, die das Tumorgewebe stützen, und Immunzellen, die in den Tumor einwandern“, sagt Melanie Börries. Krebs-assoziierte Fibroblasten sind oft in hoher Zahl vorhanden, sie treiben das Wachstum des Tumors voran. Das Perfide daran: Die Krebszellen beeinflussen das Gewebe und das Immunsystem so, dass es die Krebszellen nicht mehr eindämmen kann.