SYNERGIE – Forschen für Gesundheit
Das Magazin der Deutschen Zentren
der Gesundheitsforschung (DZG)

SCHNELLER
IN DIE
ANWENDUNG

Eines der wichtigsten Ziele der DZG ist Translation – die Überführung von Erkenntnissen aus der Forschung in die medizinische Praxis. Sie verläuft in Phasen. Wir zeigen hier sieben Beispiele dafür, wie Projekte der DZG in diesen Phasen aktiv sind.
KLINISCHE ANWENDUNG
In der klinischen Phase werden die Forschungsergebnisse am Menschen erprobt, um die Sicherheit und Wirksamkeit neuer Therapieansätze zu prüfen.
INNOVATIVE RADIOPHARMAKA FÜR NEUE BEHANDLUNGSANSÄTZE
Die zielgerichtete Radionuklidtherapie gegen das Prostata-spezifische Membranantigen (PSMA) machte in den letzten Jahren große Fortschritte und ist eine vielversprechende Behandlungsoption für Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs. Dabei werden radioaktiv markierte Moleküle eingesetzt, die gezielt an das auf Tumorzellen vermehrt vorkommende PSMA binden. So können Krebszellen präzise bestrahlt werden – während gesundes Gewebe weitgehend geschont bleibt. PSMA wird auch in der Fluoreszenz-geführten Chirurgie erfolgreich eingesetzt: Durch die Kombination von radioaktiven PSMA-bindenden Substanzen mit fluoreszierenden Farbstoffen wird Tumorgewebe vor und während der Operation sichtbar gemacht und kann gezielter entfernt werden. Forschende der Abteilung Radiopharmakaentwicklung am DKTK-Partnerstandort Freiburg arbeiten eng mit der Nuklearmedizin (Uniklinikum Freiburg) zusammen, um solche innovativen Radiopharmaka in die Klinik zu bringen. Neben PSMA wurde ein Radiopharmakon gegen MMP-14, einer neu entdeckten Zielstruktur auf Tumorzellen, mit dem Unternehmen Bicycle Therapeutics entwickelt und erfolgreich in die klinische Erprobung überführt. Das eröffnet Möglichkeiten für die gezielte Diagnostik und Behandlung solider Tumore.
#DKTK
LEITLINIE
Als systematisch entwickelte Empfehlungen, basierend auf wissenschaftlicher Evidenz, helfen Leitlinien, Entscheidungen in der Patientenversorgung zu treffen.
FORTSCHRITTLICHE STRATEGIEN ZUR HIV-BEHANDLUNG UND -PRÄVENTION
Zum Welt-AIDS-Tag 2024 veröffentlichte die International Antiviral Society-USA neue Leitlinien zur HIV-Behandlung und -Prävention. Die von einem internationalen medizinischen Expertengremium unter Beteiligung der DZIF-Wissenschaftlerin Prof. Dr. Clara Lehmann erarbeiteten Leitlinien empfehlen fortschrittliche HIV-Therapien und für Hochrisikogruppen Präventionsmethoden wie die Präexpositionsprophylaxe, bei der HIV-negative Menschen ein HIV-Medikament einnehmen, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. Ziel ist es, die Behandlung individuell anzupassen und die Therapietreue durch langwirksame Optionen zu verbessern. Zu einem ganzheitlichen Ansatz gehört auch die Prävention von Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden. Trotz aller Fortschritte ist der Zugang zu HIV-Behandlung und -Prävention weltweit nach wie vor ungleich verteilt, weshalb die Leitlinie betont, dass gezielte Maßnahmen notwendig sind, um einen gerechten Zugang zu lebensrettenden Maßnahmen zu gewährleisten und die Epidemie einzudämmen.
#DZIF
INDUSTRIE-KOOPERATION
Durch die enge Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft werden praxisnahe Lösungen für die Gesundheitsversorgung entwickelt.
APP FUR ATAXIEN
Aus der Zusammenarbeit des DZNE mit dem Unternehmen Aparito – dieses gehört zum Pharmakonzern Eli Lilly – ist eine App zur Erfassung von Ataxie-Symptomen entstanden, die von den Betroffenen zu Hause genutzt werden kann. Die App beruht auf einer vom DZNE entwickelten Skala zur Messung des Schweregrads einer Ataxie. Es geht dabei um eine Gruppe von Hirnerkrankungen, die sich unter anderem durch Schwierigkeiten beim Sprechen und bei der Koordination von Bewegungen äußern. Der Einsatz erfolgt bisher in klinischen Studien. Mit der App lässt sich die Entwicklung einer Ataxie engmaschig verfolgen, ohne dass die Betroffenen dafür eine Klinik aufsuchen müssen. Dazu filmen sie sich mit ihrem Smartphone (montiert auf einem Stativ) bei der Erledigung standardisierter Aufgaben, zu denen sie von der App angeleitet werden: Unter anderem müssen sie einige Schritte gehen, bestimmte Handbewegungen ausführen und Sätze nachsprechen. Die aufgenommenen Videos werden anschließend in einem Studienzentrum ausgewertet.
#DZNE
PATENT
Erst durch Patente wird ein erfolgreicher Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis möglich.
HERZSCHÄDEN NACH INFARKT VERHINDERN
Ein neuer Therapieansatz könnte helfen, schwere Herzschäden nach einem Infarkt zu vermeiden. Forschende der Universitätsmedizin Mainz und des DZHK haben herausgefunden, dass eine übermäßige Entzündungsreaktion die Narbenbildung im Herzen verstärkt und die Pumpleistung verschlechtert. Ihre Methode blockiert gezielt den verantwortlichen Signalweg – mit vielversprechenden Ergebnissen in Tierversuchen. Behandelte Mäuse entwickelten weniger Narbengewebe und zeigten eine bessere Herzfunktion. Für diese Entdeckung wurde im November 2024 das europäische Patent EP4247408 erteilt. Nun wird ein Industriepartner gesucht, um die Therapie weiterzuentwickeln und in die Klinik zu bringen.
#DZHK
ZULASSUNG
Ein großes Ziel ist die Marktzulassung von neu entwickelten Therapien oder Diagnoseverfahren – so können sie im klinischen Alltag in der Breite Anwendung finden.
LUNGENKREBS-SCREENING
Menschen im Alter zwischen 50 und 75 Jahren, die rauchen oder früher rauchten, haben ein erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Sie können sich nun einer Niedrigdosis-Computertomografie zur Früherkennung unterziehen. Das für die Zulassung zuständige Bundesumweltministerium hat die Anwendung des Verfahrens aus Sicht des Strahlenschutzes erlaubt. Die Genehmigung ist das Ergebnis von mehreren Studien, an denen auch das DZL mitwirkte. Durch sie wurde bestätigt, dass ein Lungenkrebs-Screening in Risikopopulationen in der Lage ist, Krebs früh zu erkennen, um so die Heilungschancen zu verbessern und die Sterblichkeit zu senken. Ob die Lungenkrebsfrüherkennung Teil der Versorgung der Gesetzlichen Krankenversicherung wird, entscheidet der hierfür zuständige Gemeinsame Bundesausschuss.
#DZL
VERSORGUNG
In der Versorgung wird der Zugang zu neuen Behandlungen für möglichst alle Patientinnen und Patienten möglich gemacht.
FRÜHERKENNUNG PSYCHISCHER PROBLEME IN DER HAUSARZTPRAXIS
Hausärzte sind häufig die erste – und oft einzige – Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Problemen. Im Forschungsprojekt „Evaluation of a transdiagnostic intervention in German primary care" wurde eine transdiagnostische Intervention für das hausärztliche Setting entwickelt, die derzeit in einer randomisiert-kontrollierten Pilotstudie evaluiert wird. Das primäre Ziel liegt dabei in Früherkennung und Behandlung psychischer Probleme, ohne den Anspruch einer Diagnosestellung zu verfolgen. Dadurch gehören insbesondere auch Patienten zur Zielgruppe, die zwar bereits Symptome aufweisen, aber noch nicht alle Kriterien für eine Diagnose erfüllen. Entweder werden die Hausärztinnen und Hausärzte eine transdiagnostische Behandlung mit Beispielen aus dem Unified Protocol (Emotionen verstehen, Flexibles Denken, Emotionales Handeln) ausführen oder eine optimierte Standardbehandlung mit Leitlinien für eine Depression, Angst- oder somatoforme Störung. Bis Mitte 2025 sollen 100 Patientinnen und Patienten erreicht werden.
#DZPG
ANWENDUNG
Erkenntnisse aus der Forschung sollen möglichst schnell in die medizinische Praxis integriert werden.
DIABETES-RISIKO FRÜH ERKENNEN
Vorbeugen ist besser als heilen. Der DIfE – DEUTSCHER DIABETES-RISIKO-TEST® (DRT) gibt wichtige Hinweise zum individuellen Risiko, innerhalb der nächsten zehn Jahre an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Durch elf einfache Fragen können Erwachsene ihr Erkrankungsrisiko ermitteln und erhalten Handlungsempfehlungen. Der Test ist nicht-invasiv und kostenfrei. Der DRT ist in den Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) implementiert. Zudem nutzen ihn Krankenkassen, Apotheken, Unternehmen, Vereine und zahlreiche Medien erfolgreich zur Diabetes-Prävention und -aufklärung. DZD-Forschende entwickeln den Test kontinuierlich weiter. Mittlerweile gibt es zudem einen Test zur Ermittlung des Herz-Kreislauf-Erkrankungs-Risikos. Beide Tests sind unter drs.dife.de zu finden.
#DZD
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