SYNERGIE – Forschen für Gesundheit
Das Magazin der Deutschen Zentren
der Gesundheitsforschung (DZG)

Newcomer im Porträt – Qihui Zhou und Thomas Wolfers

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UNGLEICHHEITEN
ABBAUEN
PROF. DR. ANNA LENE SEIDLER WILL GESUNDHEITSCHANCEN VON KINDERN UND JUGENDLICHEN VERBESSERN, INDEM SIE DATEN ZUSAMMENFÜHRT UND WEITERNUTZT.
ANNA LENE SEIDLER
Anna Lene Seidler ist neuberufene Professorin für Interdisziplinäre Forschung zu Health Equity in Child Health an der Universitätsmedizin Rostock und am Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit. Ihre Arbeit am Standort Greifswald/Rostock des Zentrums wird vom Land Mecklenburg-Vorpommern finanziell unterstützt.
Gesundheitsversorgung hängt stark davon ab, in welchem Land, in welcher Region und in welchem familiären und sozialen Umfeld Kinder und Jugendliche aufwachsen. Professor Anna Lene Seidler von der Universitätsmedizin Rostock und dem Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) will mit ihrer Arbeit gesundheitliche Chancengleichheit erhöhen. Sie kommt aus der Psychologie, hat am Zentrum für klinische Studien der Universität Sydney in Medizinforschung promoviert und als Biostatistikerin dort zuletzt eine Forschungsgruppe geleitet. In Rostock wird sie innovative Methoden mit Versorgungsforschung im Kindes- und Jugendalter verbinden. Sie will diverse Datensätze systematisch zusammenführen und prospektive Methoden der Zusammenarbeit in der Forschung entwickeln und verbessern: Einheitliche Studiendesigns vereinfachen Kooperation und Informationsaustausch und ermöglichen die Weiternutzung von Forschungsdaten. „Medizinische Forschung ist auf Teilnehmende angewiesen, die ihre Zeit investieren und sich möglicherweise auch Risiken aussetzen. Leider wird aber heutzutage nur die Hälfte aller Studien publiziert, viele Daten gehen verloren. Ich möchte, dass Forschungsdaten und -ergebnisse einfacher zugänglich werden und weitergenutzt werden können. Wenn wir Daten aus vielen Studien zusammenbringen, können wir wichtige Forschungsfragen häufig abschließend beantworten", erklärt sie.
Mit kleinen Studien große Fallzahlen abbilden
Dass sich durch ein spätes Abnabeln die Überlebenschancen von Frühgeborenen erhöhen können, ist eine Hypothese aus den 1960er-Jahren. Anna Lene Seidler hat sie bestätigt, indem sie Daten aus unabhängig voneinander entstandenen kleineren Studien untersucht hat. Mittlerweile sind Seidlers Ergebnisse in Deutschland in die Versorgungsleitlinien aufgenommen. In der Kinder- und Jugendmedizin gibt es oft keine hohen Fallzahlen, weil schwerwiegende Erkrankungen im Kindesalter eher selten auftreten. Seidlers Ansatz, kleinere Studien zusammenzuführen, trägt dazu bei, die Datenlage zu verbessern. „Mit größeren Datensätzen ist es möglich zu überprüfen, ob Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Umwelten andere Behandlungen oder Präventionsangebote benötigen und welche Gesundheitsförderung bei verschiedenen Gruppen ankommt. So kann gesundheitliche Chancengleichheit verbessert werden." Um gesundheitliche Ungleichheit zu untersuchen und vor allem abzubauen, wird Seidler von Rostock aus weltweit mit anderen Forschern und internationalen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammenarbeiten.
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NAHRUNG UND
VERHALTEN
DIE HIRNFORSCHERIN DR. RACHEL LIPPERT UND IHR TEAM UNTERSUCHEN AM MAUSMODELL GRUNDLEGENDE PROZESSE ZUR VERARBEITUNG VON NAHRUNGSREIZEN IM GEHIRN.
DR. RACHEL LIPPERT
Dr. Rachel Lippert leitet innerhalb des NeuroCure Exzellenzclusters der Charité – Universitätsmedizin Berlin die Nachwuchsgruppe „Neuronale Schaltkreise" am DZD-Partner Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE). Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
„Es fasziniert mich zu wissen, wie stark Essen und das, was wir gegessen haben, unser Verhalten beeinflussen können", sagt Rachel Lippert. Die in den USA geborene Neurowissenschaftlerin will auf molekularer Ebene verstehen, wie unser Körper weiß, wann, wie viel und was er essen soll – und wie das Essen unser Verhalten oder unseren Energiezustand beeinflussen kann. Insbesondere erforscht sie die komplexen Veränderungen im Gehirn, die während der Entwicklung im Mutterleib und kurz nach der Geburt stattfinden. Sie und ihr Team untersuchen, wie sich die Ernährung der Mutter auf das Melanocortin-System auswirkt – ein Netzwerk von Botenstoffen und Rezeptoren im Körper, das eine regulierende Rolle bei der Nahrungsaufnahme spielt. Der Fokus liegt dabei auf Aspekten des Sucht- und Belohnungsverhaltens.
Wirkung mütterlicher Ernährung auf Nachkommen
Es ist bekannt, dass die mütterliche Ernährung das Risiko für stoffwechselbedingte und neurodegenerative Erkrankungen der Nachkommen beeinflusst. Schätzungsweise mehr als 50 Prozent der Frauen in westlichen Kulturen – insbesondere in den USA und Europa – halten sich während der Schwangerschaft nicht an die Ernährungsempfehlungen. Somit erhöhen sie das Risiko für Übergewicht, Diabetes und möglicherweise auch für kognitive Störungen wie ADHS bei ihren Kindern. „Die Forschung und die Arbeiten anderer auf diesem Gebiet haben gezeigt, dass die Ernährung in der frühen Entwicklungsphase erhebliche und langanhaltende Auswirkungen auf die Nachkommen haben kann", erklärt Lippert. „Wir wollen entschlüsseln, wie es dazu kommen kann, wer die Akteure sind und was genau nicht richtig funktioniert und warum."

Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, die Auswirkungen einer ungesunden Ernährung und eines zu hohen Körpergewichts der Mutter auf die Entwicklung und Funktion des Gehirns ihrer Nachkommen besser zu verstehen.
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