Der Biochemiker und Molekular-Biologe Dr. Alexander Bartelt ist Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er arbeitet auch in Arbeitsgruppen des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) mit.
Alexander Bartelt ist sehr aktiv in der Wissenschaftskommunikation – jetzt auch als populär-wissenschaftlicher Autor („Der Fettversteher“).
IN MEINEM TEAM HAT JEDER EINEN TWITTER-ACCOUNT
Professor Bartelt, woran arbeiten Sie?
Wir machen Grundlagenforschung und untersuchen zum Beispiel die molekularen Mechanismen an Fettzellen oder was passiert, wenn der Stoffwechsel aus dem Ruder läuft. Ich habe mich für Stoffwechselerkrankungen als biomedizinisch-translationales Thema entschieden, weil das sehr relevant für unsere Gesellschaft ist. Jeder zweite Mensch in Deutschland ist übergewichtig. Das führt zu Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Grundlagenforschung gilt als schwer vermittelbar für Laien – warum gelingt es Ihnen trotzdem?
In der Vermittlung von komplexem Wissen darf man auch gerne mal vereinfachen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern fällt das häufig schwer, weil es in der Wissenschaft ja besonders darauf ankommt, sehr genau zu sein. Doch die Menschen müssen nicht im Detail verstehen, wie sich die Moleküle in den Fettzellen verhalten. Wie das Fett im Essen landet und wie es da wieder rauskommt, interessiert viele Menschen jedoch sehr.
Braucht es für diese Art der Kommunikation eine gewisse Begabung und auch den Mut, aus der Rolle des „seriösen“ Wissenschaftlers herauszutreten?
Viele von uns wirken in der Tat häufig sehr ernst. Zur Wissenschaftskommunikation gehört es, auch zu unterhalten. Und ich finde, man sollte etwas von sich preisgeben. Ich habe zum Beispiel in der Pandemie einen Blogpost geschrieben, in dem ich mich mit meinen eigenen Pfunden beschäftige.
In der Welt der Medien und der Kommunikation mit der Öffentlichkeit herrschen andere Spielregeln als innerhalb der Wissenschaft. Würden Sie sagen, Forschende sollten sich mit diesen Spielregeln vertraut machen?
Unbedingt. Es gibt zum Beispiel Seminare, die vermitteln, wie man Wissenschaft für Laien kommuniziert. Und man sollte auch verschiedene Plattformen kennen, von Twitter über Blogs bis hin zu einem Buch.
Wie begegnen Sie dem Vorwurf, Wissenschaftler sollten lieber forschen, als Zeit damit zu verschwenden, darüber zu sprechen und zu schreiben?
Das hat auch mit der Frage zu tun, was den Beruf ausmacht und ob Kommunikation dazugehört. Amerikanische Wissenschaftler sind sehr gut darin, ihre Themen in ein, zwei Sätzen so zu verpacken, dass es jeder versteht. Das hilft auch dabei, den Kern der Sache zu erkennen. Darüber hinaus finde ich, dass die Wissenschaft auch eine gewisse Verantwortung hat, zu vermitteln, was mit den Steuergeldern in der Forschung gemacht wird.
Vermitteln Sie Ihre Erfahrungen auch an Ihr Team?
Ja, klar. In meinem Team hat auch jeder einen Twitter-Account. Wenn man weiß, wie man sein Thema in 280 Zeichen zusammenfassen und mit visuellen Mitteln Aufmerksamkeit erzeugen kann, ist das nicht nur geeignet für die Kommunikation mit Laien, sondern hilft auch, sich bei der eigenen Forschung auf das Wesentliche zu besinnen.
Interview: Christine Vollgraf
Video-Interview mit Prof. Bartelt zum Thema Wissenschaftskommunikation
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo. Mehr erfahren