SYNERGIE – Forschen für Gesundheit
Das Magazin der Deutschen Zentren
der Gesundheitsforschung (DZG)

Newcomer – Talente fördern

Dank vielfältiger Förderprogramme können junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie Angelique Hölzemer und Stefanie Poll Forschungsthemen verfolgen und langfristig ausbauen.
ANGELIQUE HÖLZEMER, 31 JAHRE 
INFEKTIONSFORSCHERIN, HAMBURG
KLINIK UND FORSCHUNG
Die DZIF-Academy gab Angelique Hölzemer den Raum zu untersuchen, wie unser angeborenes Immunsystem HIV-infizierte Zellen erkennen kann.
Als Kind war ich fasziniert von „Es war einmal das Leben“, einer Zeichentrickserie zum menschlichen Immunsystem. Später hat dieses Interesse für den menschlichen Körper dazu geführt, dass ich Medizin studierte. Damals wusste ich noch nicht, dass man als Medizinerin auch forschen kann. Nach dem Studium hatte ich aber die einmalige Chance, an einem Institut in Boston bei Marcus Altfeld an der HIV-1-Erkrankung zu arbeiten. Ich habe Pipettieren gelernt, Experimente geplant und schnell gemerkt, dass mich diese Arbeit total begeistert. Durch das HI-Virus haben wir sehr viel über das menschliche Immunsystem gelernt und dennoch gibt es noch so viel, was wir nicht genau verstehen.
Wenn wir heute Patientinnen oder Patienten mitteilen, dass sie mit HIV infiziert sind, ist das kein Todesurteil mehr – das haben wir unseren Vorgängerinnen und Vorgängern in der Infektionsforschung zu verdanken. Jedes Mal, wenn wir in der Klinik bei der Behandlung von Infektionen oder einer überschießenden Immunantwort auf Infektionen dennoch an unsere Grenzen stoßen, motiviert mich das, mehr über das Immunsystem herauszufinden – und darüber, wie es Infektionskrankheiten bekämpft.

Nach meinem Forschungsaufenthalt in Boston habe ich als Assistenzärztin in der Infektiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf begonnen. Es ist allerdings sehr schwierig, neben dem Klinikalltag zu forschen. Durch die DZIF-Academy habe ich die Möglichkeit bekommen, wieder in Vollzeit zu untersuchen, wie unser angeborenes Immunsystem HIV-infizierte Zellen erkennen kann. Ich erhielt ein MD/PhD-Stipendium, das die DZIF-Academy für zwei Jahre an Ärztinnen und Ärzte vergibt, die in der Infektions- forschung einen PhD erwerben wollen. In dieser Zeit habe ich herausgefunden, dass HLA-E, ein Ligand, der normalerweise auf der Zelloberfläche zu finden ist und anzeigt, dass die Zellen gesund sind, durch manche HI-Viren herunterreguliert wird. Heute, knapp zwei Jahre nach dem Stipendium, bin ich wieder zurück in der Klinik, aber die HIV-Forschung lässt mich nicht mehr los. Am Heinrich-Pette-Institut leite ich derzeit als Gastwissenschaftlerin eine Juniorgruppe. Wir untersuchen jetzt, wie nicht-klassische HLA-I-Moleküle, wie zum Beispiel HLA-E, natürliche Killerzellen beeinflussen und ob sie dazu führen, dass HIV-infizierte Zellen effektiver getötet werden. Das genauer zu verstehen und eines Tages vielleicht therapeutisch nutzen zu können, hat mich seit meiner Zeit in Boston angetrieben.
WERTE UND STÄRKEN REFLEKTIEREN
Das „Helmholtz Advance“-Programm half Neurowissenschaftlerin Stefanie Poll bei der Entscheidung, in der Wissenschaft zu bleiben.
Als Postdoc am Deutschen Zentrum für Neurode- generative Erkrankungen befasse ich mich mit den Auswirkungen der Alzheimer-Erkrankung auf das Gedächtnis und die daran beteiligten Nervenzellen. Ich arbeite in der Grundlagenforschung und verwende eine spezielle Mikroskopie-Technik, die erlaubt, in das „denkende“ Gehirn von Mäusen hineinzuschauen. So fand ich heraus, dass – zumindest im Tiermodell der Alzheimer-Erkrankung – ein neuronales Störfeuer dafür sorgt, dass Erinnerungen nicht abgerufen werden können, was sich als Gedächtnisverlust äußert. Im Laborversuch konnte ich zeigen, wie sich dieses Störfeuer unterdrücken lässt und das Gedächtnis wiederkommt.
STEFANIE POLL, 34 JAHRE
NEUROWISSENSCHAFTLERIN, BONN
Während meiner Forschungstätigkeit habe ich häufig über meine berufliche Zukunft gegrübelt und stieß schließlich zur richtigen Zeit auf das Mentoring-Programm der Helmholtz-Gemeinschaft. Dieses Programm – genannt „Helmholtz Advance“ – dient der Karriereentwicklung und richtet sich speziell an junge Menschen in einer Entscheidungssituation. Für mich hieß es zu klären: Bleibe ich in der Wissenschaft oder gehe ich in die Wissenschaftskommunikation? Die Entscheidung fiel mir schwer. Genau an diesem Punkt setzte das Programm mit diversen Workshops an. Ich bekam die Möglichkeit, meine Werte und Stärken zu reflektieren, lernte Methoden, mich zu organisieren und darzustellen und übte Konfliktlösung im beruflichen Alltag.

Ergänzend wurde ich rund ein Jahr lang von einer erfahrenen Mentorin begleitet, mit der ich mich regelmäßig austauschen konnte. Die Workshops und die Tandembeziehung haben mich unfassbar bereichert. Die vertrauensvolle Atmosphäre erlaubte mir die Bearbeitung von sensiblen Themen und brachte mir auch wertvolle Kontakte, die mich in meinem weiteren Leben begleiten werden. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen. Das Mentoring-Programm gab mir darüber hinaus hilfreiche Werkzeuge zur Gestaltung meiner beruflichen Zukunft an die Hand. Mir wurde klar: Ich brenne für die Wissenschaft und möchte mich dort langfristig etablieren.
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