Die Vektorkompetenz lässt sich aus dem Verhältnis von Infizierten zu Nicht-Infizierten errechnen. Zusammen mit der Abteilung Arbovirologie und Entomologie fanden sie unter anderem heraus, dass keine einzige mitteleuropäische Culex-Art in der Lage ist, das Zika-Virus zu übertragen. Im Gegensatz dazu war jedoch der Speichel aller Aedes-Arten infektiös. Der von Aedes albopictus, die als blinde Passagiere mit Touristen und dem Frachtverkehr regelmäßig aus Südeuropa einreisen, allerdings erst bei 27 Grad.
Mücken werden vom Kohlendioxid in der Atemluft des Menschen angezogen. Dass manch einer extrem häufig gestochen wird, kann an seinem individuellen Duft liegen – und sich im Laufe des Lebens wieder ändern, da die Hormonzusammensetzung den Körpergeruch beeinflusst. „Abhängig von der Spezies haben Mücken bestimmte Duftvorlieben. Was auch Sinn macht, denn manche Arten ziehen ja Vögel dem Menschen vor“, so Schnettler. Was lässt sich tun, um die Verbreitung von invasiven Mückenarten und ihren infektiösen „Untermietern“ einzuschränken? Ein Monitoring entlang der Fernstraßen vom Süden in den Norden gibt es bereits. Auf Raststätten und Parkplätzen sind Wasserbehälter mit einem mücken-spezifischen Toxin aufgestellt, um die Mücken anzulocken, abzutöten und auszählen zu können. Die Brutstätten der Insekten finden sich in Seen, Pfützen und Regentonnen in Gärten: Diese Orte einer vollständigen Vektorkontrolle zu unterziehen, indem sie mit Insektiziden besprüht werden, ist weder möglich noch erstrebenswert, denn Stechmücken sind wichtiger Bestandteil der Speisepläne von Vögeln und Fledertieren. Die eine Methode wird es also nicht geben, meint Esther Schnettler. „Ein Impfstoff ist klar die beste Wahl, wenn ein Erreger nur auf den Menschen übertragen wird. Sind auch andere Spezies betroffen, wie bei den zoonotischen Viren, wird das sehr kompliziert.“ Wird ein Virus dagegen gleich von mehreren Mückenarten übertragen, ist ein Vakzin schon wieder eine gute Option, denn die Vektorkontrolle ist in diesem Fall schwierig.